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Die Fassadenattrappe verfestigte das historische Bild der Bauakademie im Stadtraum (2005-2020) Foto: Antje Bruno

Ein Labor für die Zukunft der Planens und Bauens  

Es bleibt spannend. Das seit nunmehr 6 Jahren andauernde Verfahren zur Neuerrichtung der Schinkelschen Bauakademie hat wieder einen Schub bekommen. Die Bundesstiftung Bauakademie bereitet den Realisierungswettbewerb für das Frühjahr 2023 vor. Ein Thinktank mit 17 Expert*innen aus den Bereichen Planung, Bauwesen und Politik erarbeitet Handlungsempfehlungen für die Wettbewerbsausschreibung. 
Dass die Institution als „Labor für die Zukunft des Planens und Bauens“ mit dem Fokus auf die Herausforderungen unserer Zeit wiederbelebt werden soll, ist eine positive Wendung in dem seit 1990 andauernden Prozess. Denn Schinkels Bauschule war nicht nur architektonisch innovativ, sie war auch in der Materialwahl nachhaltig und zukunftsorientiert. Das Bauwerk mit umlaufendem Raster aus tragenden Pfeilern und Wandfeldern aus unverputzten Ziegeln machten es zu einem Prototyp der Skelettbauweise. Die Ablesbarkeit der Konstruktion und die Verwendung des regionalen Baustoffs Ton für alle Teile des Gebäudes zeugt von Schinkels Innovationsdrang und einer neuen Architekturauffassung. Er experimentierte mit neuen Konstruktions- und Fertigungstechniken, unterstützte damit die brandenburgische Ziegelindustrie und verlangte dieser neue Qualitätsstandards ab. 
Die Gestaltung der äußeren Hülle des Neubaus sollte zu der Institution, die es beherbergen wird, passen. Gründungsdirektor Guido Spars sieht in dem Bauwerk auch eine "baulich-räumliche Demonstration der Werte und Ziele der Bundesstiftung Bauaka-demie". Auch wenn die öffentliche Meinung nach Erhebungen des Forsa-Institutes und auf Veranlassung bürgerschaftlicher Vereine eine originalgetreue Rekonstruktion wünscht – Ist es vorstellbar, dass der Neubau der Bauakademie, der unter dem Motto "die Zukunft bauen" erfolgt, als eine historische Rekonstruktion errichtet wird? Bei aller Wertschätzung für den baukulturellen Wert und die radikale Modernität der historischen Bauakademie sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass es sich um ein verlorenes Baudenkmal handelt. Was damals innovativ und revolutionär war, sollte ins hier und jetzt übersetzt werden. Der historische Bau, der hätte geschützt werden müssen, ist und bleibt verloren. Die Replik eines verlorenen Bauwerks kann keine Zukunftsorientierung symbolisieren. 
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